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Die Villa S in Schriesheim, an einem Hügel der baden-württembergischen Bergstraße gelegen, bietet einen spektakulären Ausblick: im Süden der Schwarzwald, im Westen das Rheintal bis hinüber zur Pfalz, im Osten der Odenwald und im Vordergrund die Ruinen der Strahlenburg, mit deren Bau 1295 begonnen wurde. In dieser Umgebung präsentiert sich das Projekt als elementare, zweistufige Struktur aus Ortbeton

Der weiße Beton ist das Zusammenspiel verschiedener Faktoren: jahrelange Erfahrung, perfekte Zusammensetzung der Betonmixtur, hochwertige Schalung, gründliches Schleifen der Oberfläche und Wachse, die eingesetzt wurden, um eine glattes, mattes Äußeres zu gewährleisten. Durch die Verschmelzung perfekten Handwerks und perfekten Materials wird ein starkes Gefühl von Platz und Geborgenheit erzeugt; die Villa ruht in ihrem Standort.

Der untere Teil, als schwerer Betonquader in die Landschaft eingebettet, wirkt dabei wie aus dem Fels gewachsen. Die Struktur der Wände wirkt romanisch, eindrucksvoll unterbrochen von der tiefliegenden Verglasung an der Vorderseite des Hauses. Die Kraft des Entwurfs beruht auf dem System der doppelten Betonwand. Da die innere Wand tragend ist, kann die Außenwand als eindrucksvolle Hülle zur Geltung kommen.

Im unteren Block sind Schlafzimmer und Bäder sicher umhüllt. Die pavillonartige Form des Kubus darüber ermöglicht ein Ineinandergreifen mit der umgebenden Landschaft und den Elementen. Die Glas-Schiebetüren und die brasilianischen Schieferfliesen, die sowohl innen wie außen verwendet wurden, erzeugen eine nahtlose Verbindung zwischen Wohnbereich und Terrasse und ergeben somit eine Gesamtfläche von 135 m².

Die Fläche im unteren Geschoss ist mit 175 m² größer. Sie gliedert sich in zwei nach Süden ausgerichtete Zimmer, die beide raumhoch verglast sind und beide ein jeweils angrenzendes Badezimmer besitzen; außerdem einen mittig gelegenen Bereich mit flexiblen Nutzungsmöglichkeiten, zwei zusätzlichen Schlafzimmern, die sich mit Leichtigkeit in die rasterähnliche Struktur fügen und - weiter hinten – einen Geräte- und Waschraum, einen Lagerraum sowie einen eigenen Raum für die Elektrik und die Heizung des Gebäudes.

Auch die lichten Raumhöhen vermitteln Großzügigkeit: im Untergeschoss 2,60 m, im Obergeschoss sogar 2,85 m. Besonders die Höhe im oberen Geschoss ermöglicht eine kühne Gestaltung an beiden Stirnseiten der Villa. Auf der Südseite erstreckt sich ein 2,60 m langer Ausleger über den Wohnraum und auf der Nordseite scheint eine rechteckige Öffnung (von 6,25 m x 5,00 m x 0,65 m) der Schwerkraft zu trotzen; somit wird der Haupteingangsbereich besonders akzentuiert. Zusammen bilden diese Strukturen eine klar definierte Ebene des Daches, welches mit der streng horizontalen Form des unteren Blocks harmoniert.

Der asymmetrische Entwurf der Villa bestimmt die Anordnung der Beleuchtung, daher ergibt sich der Abstand der drei Leuchten entlang der nach Süden ausgerichteten Auskragung, angepasst an die Mitte der Längsachse des Gebäudes. Zusammen mit diesem Detail der Beleuchtung wirkt die symmetrische Südfassade als Gegengewicht zur asymmetrischen Anordnung, die die nördliche Fassade organisiert. Dieses Gegenspiel zwischen der Nord- und der Südfassade entspricht dem Dialog zwischen der schweren Masse der unteren Ebene und dem leichten Volumen der Ebene darüber, der Verbindung zwischen dem Quader, der in die Erde greift und dem Kubus der sich dem Himmel entgegen reckt. Dies ist ergibt eine Architektur, die das poetische und das kommunikative Potential der ortgebundenen Voraussetzungen analysiert und ausschöpft. Das Ergebnis ist ein sorgfältig gestaltetes Gebäude, das sich bewähren und Bestand haben wird.

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